Mit Datenanalyse zu mehr Effizienz und weniger CO2
»Mathe und Naturwissenschaften, das Logische, das hat mir schon immer gut gelegen«, sagt Katja Fröhlingsdorf. Ein Mathematikstudium erschien ihr dann aber doch zu langweilig. Mit Maschinenbau kann man etwas anfangen, wird doch oft ein konkretes Produkt entwickelt, denkt sich die junge Frau nach dem Abitur. Die Daten- und Zahlenaffinität kommt ihr zugute, sie meistert das anspruchsvolle Maschinenbaustudium in der Fachrichtung Fahrzeugtechnik an der RWTH Aachen. »Ich bin kein typischer Autoschrauber, aber die Sparte ist sehr interessant. Fast jeder hat ein Auto, es geht viel um Technik – und es ist ein Bereich, der von der Uni gut finanziert wird«, sagt Fröhlingsdorf. Dementsprechend bieten sich Möglichkeiten für Hiwi-Jobs.
Nach dem Masterstudium arbeitet Katja Fröhlingsdorf zunächst als leitende Ingenieurin bei Streetscooter, vereinbart dort mit dem Gründer Professor Achim Kampker ihre Promotion. Doch Kampker verlässt das Unternehmen, die Planungen zerschlagen sich zunächst. »Für mich war aber bereits im Studium von Anfang an klar, ich möchte mit einem Doktortitel da raus gehen«, sagt Fröhlingsdorf.
Sie geht zurück an die Uni und promoviert bei Professor Stefan Pischinger auf einem FVV-Projekt zum Thema ›Automatisierte Trennung und Zuordnung von Geräuschanteilen im Innenraum von Elektrofahrzeugen‹. Akustik ist sehr datenbehaftet, jede Schwingung lässt sich in Zahlen und Bilder transferieren; dieser datengetriebene Faktor kommt ihr zugute. »Außerdem hat mich das Thema gereizt, weil es sehr speziell ist und doch jeden betrifft. Fast jeder kann hören, und das Ergebnis wird nicht in der Schublade verschwinden«, erklärt Fröhlingsdorf. Die Kommunikation zwischen dem Institut und der FVV läuft zwar meist über die Oberingenieure, dennoch erlebt sie die Zusammenarbeit mit der FVV als sehr konstruktiv. Und: »Sehr positiv ist auch, dass die FVV eigenmittelgeförderte Projekte in Erwägung zieht, wenn es keine Bundesmittel gibt«, sagt die Ingenieurin.
Dr. Katja FröhlingsdorfSehr positiv ist auch, dass die FVV eigenmittelgeförderte Projekte in Erwägung zieht, wenn es keine Bundesmittel gibt

Kontakte knüpfen leicht gemacht
Während der Corona-Pandemie fallen viele Konferenzen aus. Als sich die Situation bessert, präsentiert die Doktorandin die neuesten Ergebnisse auf verschiedenen Tagungen, darunter die DAGA – Jahrestagung für Akustik. Auf dem FVV Transfer + Networking Event | Herbst 2022 hält sie einen viel beachteten Vortrag, der Türen öffnet. »Wenn man eine gute Präsentation liefert, ergibt sich alles Weitere oft von allein«, sagt Fröhlingsdorf und ergänzt: »Es erleichtert die Kontaktaufnahme zu den Kollegen aus der Industrie, die Leute kommen auf einen zu.« Ohnehin sei es auf den Netzwerk- und Transferveranstaltungen sehr leicht, Kontakte zu knüpfen. Man kennt sich aus der Branche, ist offen für neue Themen und Leute.
Das Netzwerk ist seit jeher die Stärke der FVV, auch Katja Fröhlingsdorf profitiert davon: Schon während der Promotion hat sie Kontakt zu Bosch und erhält hilfreiche Tipps. Bei ihrer Promotion schließt sich auch ein Kreis: Professor Kampker ist Prüfungsvorsitzender. Mit dem Dr.-Ing. vor dem Namen liegen schließlich mehrere Angebote von Technologieunternehmen vor. »Das waren alles sehr interessante Stellen, aber Bosch hat das beste Gesamtpaket geschnürt«, erklärt die nun promovierte Ingenieurin. Alle zwei Wochen pendelt sie zum Bosch-Standort nach Immenstadt ins Allgäu, noch wohnt sie in Aachen.


Effiziente Lieferketten
Bei Bosch arbeitet Fröhlingsdorf an Produktionsstrategien für unterschiedliche Bremssysteme, auch für alternative Antriebe. Das hat mit dem Akustikthema aus der Promotion jedoch nichts mehr zu tun? »Nein, aber es geht ebenfalls sehr stark um Datenauswertung und Zahlen. Daher passt das gut.« Auf Basis von Prognosen des Sales-Teams planen sie und ihre Kollegen das globale Produktionsnetzwerk für die nächsten acht Jahre. »Ein Beispiel: Ich schaue mir den Zerspanprozess des Aluminium-Gehäuses der verschiedenen Bremssysteme an und entscheide mit, an welchen der zehn Produktions-Standorte weltweit wie viel investiert werden muss, um die Vorhersage der Bedarfe decken zu können.« Eine Aufgabe mit großer Verantwortung. Denn trotz relativ genauer Prognosen für die nächsten zwei Jahre, sind Vorhersagen darüber hinaus mit Unsicherheiten behaftet – es gilt, mögliche Konsequenzen und Szenarien im Auge zu behalten. Künftig könnte eine KI die nötige Datenauswertung automatisieren, es gebe Forschungsaktivitäten in diese Richtung, sagt Fröhlingsdorf, ohne zu viel zu verraten.
Dr. Katja FröhlingsdorfIch halte es für einen starken Treiber des Fortschritts, Wissen zu teilen.
Einen konkreten Plan für die Zukunft hat die junge Frau derzeit nicht, »mal sehen, was kommt« passt eigentlich nicht zur rational wirkenden Ingenieurin. Eines weiß sie jedoch genau: »Ich möchte auf jeden Fall etwas Sinnvolles machen und dazu beitragen, die Welt ein kleines Stück zu verbessern. Beispielweise wie jetzt bei Bosch mit optimierten Lieferketten, die dank gesteigerter Effizienz weniger CO2 verursachen.« Gerne darf es weiter in Richtung Data Science und Modellbildung gehen, gerne auch mit Forschungskontakt. Vielleicht sogar eine Lehrtätigkeit? »Das könnte ich mir für später auch vorstellen, denn ich halte es für einen starken Treiber des Fortschritts, Wissen zu teilen.« Man merkt, Katja Fröhlingsdorf geht es um die gute Sache. //
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