Weniger Emissionen für eine saubere Umwelt
»Ich arbeite daran, Lkw-Abgase sauberer zu machen«, erklärt Miriam Florack ihren drei Kindern, wenn die fragen, was sie gerade am Computer macht; per Remote-Verbindung kann die Ingenieurin aus dem Homeoffice auf den Rechner am Motorenprüfstand zugreifen. Florack entwickelt bei der Daimler Truck AG in Stuttgart Abgasreinigungssysteme für Nutzfahrzeuge.
Mit innovativer Gemeinschaftsforschung leistet die FVV einen wichtigen Beitrag zur Energie- und Verkehrswende. So zeigte die FVV-Kraftstoffstudie IV/IVb auf, dass bis 2040 Klimaneutralität mit einem Technologiemix erreicht werden kann, wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden und Unternehmen in der Auswahl ihrer Transformationsstrategien frei sind.
FVV-Mitgliedsunternehmen entwickeln Technologien und Produkte, die zeigen, dass Verbrennungskraftmaschinen zukunftsfähig sind. Dabei geht die jüngere Generation an Führungskräften Herausforderungen mitunter anders an als bisher, hinterfragt Abläufe und gewachsene Strukturen.
In Kurzporträts stellen wir Menschen vor, die daran arbeiten, Motoren, Fahrzeuge und Maschinen effizienter, sauberer und langlebiger zu machen:
- Miriam Florack entwickelt bei Daimler Truck in Stuttgart Abgasnachbehandlungssysteme für Nutzfahrzeuge.
- Christoph Weißbacher konstruiert reibungsarme Gleitlager für Maschinen und Getriebe.
- Sebastian Wohlgemuth stellt mit innovativen Produkten den Motorenbauer Hatz zukunftssicher auf.
Die FVV spielt bei jedem im Arbeitsalltag eine Rolle, doch wie sich zeigt, hat die vorwettbewerbliche Forschung auch Grenzen.
Schon in der Schule sind Mathe, Physik und Chemie ihre Lieblingsfächer, folgerichtig studiert sie Chemieingenieurwesen an der Fachhochschule Münster. »Ich wollte Hintergründe und Zusammenhänge verstehen. Warum laufen Reaktionen auf eine bestimmte Art und Weise ab, und wie kann man unerwünschte Nebenreaktionen vermeiden?«, erklärt Florack. Die Diplomarbeit zum Thema Abgasreinigung schreibt sie bei Daimler-Chrysler, wie der Konzern damals noch hieß; über ein Traineeprogramm kommt sie 2007 in die Nutzfahrzeug-Sparte, zu der sie vorher keine Berührungspunkte hatte. Sie zieht aus dem flachen Münsterland in den Stuttgarter Kessel. Es war der richtige Schritt: »Das Thema war und ist sehr spannend und vielfältig. Die hohen Ansprüche an Lkw waren mir vorher nicht bewusst; dass die mehr als eine Million Kilometer schaffen, und wie wichtig Effizienz und TCO (Total Cost of Ownership) sind«, sagt Florack.
Im Labor, am Motorenprüfstand und letztlich in Fahrversuchen entwickelt und testet sie mit ihren Teamkollegen Abgasnachbehandlungssysteme für Dieselmotoren und alternative Antriebe. »Die Kombination aus Schreibtischarbeit und Praxis im Labor oder am Prüfstand macht es sehr abwechslungsreich«, sagt Florack. Als FVV-Mitglied profitiert Daimler Truck auch von Vorhaben, die sich mit der Alterung von Abgasnachbehandlungssystemen/-Komponenten befassen. So wurde im Projekt ›Diesel-Kat-Aging I‹ die Alterung von Dieselabgaskatalysatoren im Betrieb mit Biokraftstoffen untersucht; im Folgeprojekt wurde ein Schnelltest zur Alterungsnachstellung entwickelt. Weitere Vorhaben widmeten sich den Mechanismen der Belagbildung auf der Oberfläche von Abgasnachbehandlungsanlagen, auch der Einfluss neuer siliziumhaltiger Kraftstoffe auf AGN-Komponenten war bereits Forschungsthema.
Dieselmotoren werden in Lkw und Bussen noch viele Jahre für Vortrieb sorgen. Es gilt, die kommende Euro-7-Norm einzuhalten, und die Jahre vor der Entscheidung über die Grenzwerte waren kein Vergnügen für Florack und ihre Kollegen im Team: »Wir hatten sehr früh mit der Entwicklung begonnen und schon viel gemacht. Die zunächst geplanten Grenzwerte waren extrem niedrig und lagen an der Nachweisgrenze. Wir waren nicht sicher, ob das überhaupt machbar ist.« Doch es kam anders, Euro 7 wurde vor wenigen Monaten deutlich entschärft. Freut sie sich darüber? »Wir freuen uns darüber, dass jetzt ein gangbarer Weg gefunden wurde. Für die Unternehmen ist es ein vernünftiges Gleichgewicht zwischen der Verringerung der Umweltbelastung, den Kosten und den Entwicklungsausgaben. Das kommt dem Fortschreiten der Transformation und der Entwicklung von Zero-Emission-Technologien zugute.« Denn genau darum gehe es: die Luft sauberer machen, Emissionen reduzieren, die Umwelt schonen.
Miriam Florack stimmt im Ausschuss Forschung der FVV mit darüber ab, welche Projekte unterstützt werden, zudem ist sie Ansprechpartnerin bei Daimler Truck, wenn spannende FVV-Projekte aufkommen. Vor allem das Thema Wasserstoff beschäftigt derzeit Industrie und Forschung. Neben Elektro- und Brennstoffzellenantrieben wird im Nutzfahrzeug-Bereich der Wasserstoffverbrennungsmotor einen großen Marktanteil haben, ist sich Florack sicher. Die Herausforderungen heißen dann nicht mehr CO2 oder Rußpartikel, sondern Stickoxide und Wasser im Abgas. »Aber das kriegen wir gut in den Griff mit den Mitteln, die uns schon heute zur Verfügung stehen«, sagt die Ingenieurin.
Bei einigen Fragestellungen würde Florack gerne öfter die FVV ins Boot holen, doch aus Zeitgründen ist das nicht immer möglich. So komme es gelegentlich vor, dass Daimler Truck eine Idee für ein Projekt hat, das sich für die FVV eignet, aber: »Das Problem ist manchmal, dass es einschließlich aller Entscheidungs- und Finanzierungsprozesse sehr lange dauert, bis ein Projekt überhaupt starten kann«, sagt Florack. Was für die Grundlagenforschung kein Problem darstellt, ist in der kommerziellen Automotive-Industrie hinderlich. Großkonzerne sind nicht unbedingt dafür bekannt, schnelle Entscheidungen zu fällen; doch manchmal braucht man zügig ein Ergebnis.
Bis 2030 stehen mehrere größere Projekte bei Daimler Truck an; Euro 7 spielt nach wie vor eine Rolle, natürlich auch Wasserstoffverbrennungsmotoren. »Ein Großteil meiner Arbeit ist sinnstiftend, und es ist ein gutes Gefühl, etwas zur Verkehrswende und zu einer sauberen Umwelt beitragen zu können«, sagt Florack.
In ihrer Freizeit, mit drei Kindern bleibt davon nicht viel, geht sie auf den Tennisplatz, sie spielt in einer Mannschaft und nimmt an Turnieren teil. Und wenn es mal ganz ruhig werden soll, sind es von ihrem Wohnort in Stuttgart-Feuerbach nur wenige Minuten bis zum Wald – mit frischer Luft. //
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