Unsichtbar, doch unverzichtbar
Christoph Weißbacher hat thematisch zunächst nicht viel mit Gleitlagern zu tun: nach dem Abitur studiert er Elektrotechnik an der RWTH Aachen. Doch der Einstieg in den Familienbetrieb liegt nahe, sein Vater Georg Weißbacher hatte die Gleitlagertechnik Weißbacher GmbH (GTW) in Alpen im Jahr 1988 gegründet. Am Forschungszentrum Jülich promoviert Christoph Weißbacher daher zum Thema Magnetlager, eine Kombination aus Elektrotechnik und Mechanik/Maschinenbau, die ihm später hilft. »Das Studium und die Promotion waren sehr gute Grundlagen für die aktuelle Arbeit. Völlig fachfremd wäre das deutlich schwerer«, sagt Weißbacher.
Mit innovativer Gemeinschaftsforschung leistet die FVV einen wichtigen Beitrag zur Energie- und Verkehrswende. So zeigte die FVV-Kraftstoffstudie IV/IVb auf, dass bis 2040 Klimaneutralität mit einem Technologiemix erreicht werden kann, wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden und Unternehmen in der Auswahl ihrer Transformationsstrategien frei sind.
FVV-Mitgliedsunternehmen entwickeln Technologien und Produkte, die zeigen, dass Verbrennungskraftmaschinen zukunftsfähig sind. Dabei geht die jüngere Generation an Führungskräften Herausforderungen mitunter anders an als bisher, hinterfragt Abläufe und gewachsene Strukturen.
In Kurzporträts stellen wir Menschen vor, die daran arbeiten, Motoren, Fahrzeuge und Maschinen effizienter, sauberer und langlebiger zu machen:
- Miriam Florack entwickelt bei Daimler Truck in Stuttgart Abgasnachbehandlungssysteme für Nutzfahrzeuge.
- Christoph Weißbacher konstruiert reibungsarme Gleitlager für Maschinen und Getriebe.
- Sebastian Wohlgemuth stellt mit innovativen Produkten den Motorenbauer Hatz zukunftssicher auf.
Die FVV spielt bei jedem im Arbeitsalltag eine Rolle, doch wie sich zeigt, hat die vorwettbewerbliche Forschung auch Grenzen.
»Oft hat ein Kunde eine bestimmte Anforderung und kommt damit zu uns, dann entwickeln wir das passende Gleitlager«, sagt Weißbacher. In drei Viertel der Fälle basiert ein Lager auf einer Eigenentwicklung, der verbleibende Teil entsteht nach Kundenzeichnung. Gleitlager sind kleine Komponenten in riesigen Maschinen, man sieht sie nicht und dennoch sind sie extrem wichtig – ohne sie läuft nichts.
Die Weißbacher GmbH produziert mit rund 75 Mitarbeitern Lager für große Maschinenhersteller wie Siemens oder Renk, die hauptsächlich in Getrieben, Generatoren, Motoren und Mühlen zum Einsatz kommen. Die größten Lager, etwa für Trommelmühlen in der Eisenerzverarbeitung, können einen Durchmesser von fünf bis sechs Metern erreichen.
Dr.-Ing. Christoph WeißbacherWir arbeiten mit dem Lagerberechnungsprogramm COMBROS, das auf der Welt nahezu einzigartig ist, es gibt fast nichts besseres.
Christoph Weißbacher kümmert sich nicht nur um die Kundenberatung, sondern berechnet und entwirft neue Gleitlager immer noch selbst. Dabei profitieren er und seine Kollegen täglich von der FVV: »Wir arbeiten mit dem Lagerberechnungsprogramm COMBROS, das auf der Welt nahezu einzigartig ist, es gibt fast nichts besseres«, sagt Weißbacher. Die Software wurde in einem FVV-Projekt im Rahmen der Industriellen Gemeinschafsforschung entwickelt, Weißbacher ist Nutzer der ersten Stunde und nach wie vor aktiv an der Optimierung beteiligt. Im Rahmen der FVV konkrete Entwicklungsprojekte anzustoßen, etwa für eine neue Beschichtung, sieht er jedoch skeptisch: Gegenüber Mitbewerbern würde sich kein Vorteil ergeben – das Los der vorwettbewerblichen Gemeinschaftsforschung.

Die Komponenten von GTW tragen in vielen Maschinen und Getrieben direkt zu einer höheren Effizienz bei, etwa in Phasenschiebern. Diese Maschinen werden gebraucht, um Drehstrom über lange Distanzen transportieren zu können. Für das größte Phasenschieberschwungrad der Welt lieferte Weißbacher ein neues Gleitlager mit einem Durchmesser von 500 Millimetern an Siemens Energy. Da weltweit immer mehr Windparks ans Stromnetz angeschlossen werden, braucht es mehr Phasenschieber – und mehr Gleitlager.
Doch ähnlich wie bei Hatz im Industriemotorengeschäft sind auch die Kunden von GTW sehr konservativ. »Die Maschinen kosten viele Millionen Euro und das Lager ist extrem wichtig. Daher sind Kunden fast nie bereit, ein neu entwickeltes Gleitlager zu verbauen, obwohl es besser ist«, sagt Weißbacher. Wie viel besser, erklärt er am Beispiel eines Wasserkraftwerks in Österreich, für das er ein neues Stützlager am Fuß der Hauptwelle lieferte: »Mit dem alten Bauteil betrug die Verlustleistung rund 700 kW – durch das neue Lager mit einer speziellen Beschichtung sind es nur noch 190 kW. Auf die Laufzeit einer solchen Anlage gerechnet, verdient man also viel mehr Geld mit einer geringen Investition«, erklärt der Ingenieur.


Viele noch verbaute Lagerdesigns sind einige Jahrzehnte alt und entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik. Für die Zukunft sieht Weißbacher noch jede Menge Potenzial für Verbesserungen. Man könne mit relativ wenig Aufwand die Verlustleistung deutlich reduzieren – muss aber bereit sein, ein gewisses Risiko einzugehen. »Die neuen Erkenntnisse müssen ins Feld gelangen, aber dafür muss sich ein Kunde trauen«, sagt Weißbacher.
Auch im Privatleben versucht der zweifache Vater, Dinge zu verbessern; die Erfahrungen der Verbandsarbeit helfen dabei. So ist er in Duisburg in der Lokalpolitik für die FDP aktiv, sitzt zudem als sachkundiger Bürger in verschiedenen städtischen Gremien. Auch sportlich ist Weißbacher aktiv, als Handballtrainer zeigt er dem Nachwuchs, wie man als Mannschaft zusammen erfolgreich sein kann. //
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WEITERFÜHRENDE LINKS
- Nachhaltig transformieren – Sebastian Wohlgemuth (Motorenfabrik Hatz)
- Weniger Emissionen – Miriam Florack (Daimler Truck)
- Mehr bewegen: Zu den Mitgliedsfirmen der FVV